Erst Corona nun der Krieg in der Ukraine
Wie können Eltern und Multiplikatoren Kindern helfen mit den traumatischen Ereignissen im Ukraine-Krieg umzugehen?
Lange Kita- und Schulschließungen, wenig Kontakte zu Freunden, kaum Möglichkeiten für Sport oder andere Hobbys: Kinder und Jugendliche haben in besonderem Maße in der Zeit der Pandemie gelitten und sind in einem hohen Maß psychisch belastet.
Zahlreiche Beobachtungen und Untersuchungen belegen die schwierige Situation in denen sich Kinder und Jugendliche seit über zwei Jahren befinden. Die Folgen der Auswirkungen können bis dato nur abgeschätzt werden. Ob Kindergarten, Einschulung, Pubertät & Erwachsenwerden, Studium und vor allem soziale Kontakte; viele Ereignisse in der Kindheit und Jugend sind einmalig und von besonderer Relevanz für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die oftmals schwerer und langfristiger unter den Pandemiebedingungen leiden, als Erwachsene.
Nun kommen die schrecklichen Geschehnisse und die damit verbundene Bilder des Ukraine-Krieges hinzu. Die Medien berichten durchgängig über die Situation in der Ukraine und spekulieren über die Nähe des Krieges und mögliche Auswirkungen auf Europa. Den Erwachsenen ist die Beunruhigung und Angst anzumerken. Das bleibt den Kindern nicht verborgen, selbst wenn die Mediennutzung von den Eltern kontrolliert wird. Spätestens in der Schule tauschen sich die Kinder und Jugendlichen aus. Nicht immer geht es dabei um verifizierte Informationen. Wie also mit Kindern und Jugendlichen umgehen? Wie können Ängste genommen werden? Was kann die Familie insgesamt tun, um mit der Situation umzugehen?
Die Verunsicherung und Angst ist bei vielen Kindern groß: Könnte das auch mir und meiner Familie passieren? Gibt es bald Krieg bei uns?
Klicksafe.de empfiehlt beispielsweise: „Eltern und Erziehende sollten diese Unsicherheit auffangen und Kinder mit den belastenden Nachrichten nicht alleine lassen. Wichtig ist es, ihre Fragen ernst zu nehmen und altersgerecht zu beantworten. Nachrichten für Erwachsene sind dabei nicht zu empfehlen. Sie können Kinder sogar zusätzlich verunsichern oder sie mit vielen weiteren Fragen zurücklassen. Eine gute Anlaufstelle für altersgerechte Informationen sind beispielsweise die Kindernachrichtensendung von logo! und Nachrichtenseiten für Kinder im Internet.“
Auch wenn Jugendliche und junge Erwachsene sich selbstständiger im Netz informieren, können die zahlreichen Berichte über den Krieg belastend und überfordernd sein.
Klicksafe empfiehlt für Jugendliche das JUUUPORT-Magazin: „Im JUUUPORT-Magazin gibt es Tipps, wie man den eigenen Medienkonsum in diesem Fall anpassen kann. Jugendliche können sich zudem über die Messenger-Beratung von den JUUUPORT-Scouts helfen lassen, wenn sie die bedrohlichen Nachrichten zur Situation in der Ukraine beschäftigen oder sie Fragen zum Thema Medienkonsum haben.“
Siehe auch: https://www.klicksafe.de/service/aktuelles/news/detail/medienerziehung-krieg-in-der-ukraine/
Ganz konkrete Tipps zum Umgang mit den Ängsten gibt auch der MDR, in seinem Brisant-Beitrag Krieg in der Ukraine: Wie erklärt man das seinen Kindern:
- Am Wissensstand des Kindes ansetzen
Beispielsweise: „Wurde das Thema in der Schule behandelt, ist es sinnvoll nachzuhaken, worüber gesprochen wurde. Dann ist man nicht nur über den Wissenstand des Kindes informiert, sondern kann zugleich ein Gesprächsangebot unterbreiten.“ - Sicherheit geben, aber nicht verharmlosen
„Vor allem, wenn ein Kind das Thema Krieg von sich aus anspricht, gilt es zu reagieren. Verharmlosen sollte man den Krieg nicht, dem Kind jedoch die Sicherheit geben, dass ihm selbst nichts zustoßen kann.“ - Immer bei der Wahrheit bleiben
„Kinder spüren die Unruhe der Eltern. Ihnen die Wahrheit zu verschweigen, macht keinen Sinn und schürt nur das Misstrauen.“ - Über Gefühle sprechen
„Sprechen Kinder über ihre eigenen Gefühle, kann man sich auch selbst ein Stück weit öffnen. Das zeigt ihnen, dass sie mit ihren eigenen Gefühlen richtig lagen und auf sie vertrauen können.“ - Mit Bedacht formulieren
„Es sollte mit Bedacht formuliert und erklärt werden – und vor allem möglichst einfach.“ - Wissenslücken zugeben
Auch die Erwachsenen können sich meist nicht erklären, wie es zu bestimmten Ereignissen kam. „Daher lieber mit dem Kind Fakten gemeinsam recherchieren als Halbwissen oder Unwahrheiten weiterzugeben.“ - Für Fake-News in sozialen Medien sensibilisieren
„Zeigen Sie Ihrem Kind, wo es vertrauenswürdige Nachrichten findet!“ - Mit den Kindern die Nachrichten im Fernseher verfolgen?
Vor allem jüngere Kinder sollten an den Nachrichtenbildern nicht teilhaben. „Die bewegten Bilder könnten sie dauerhaft überfordern – und das zuvor Besprochene überdecken.“ - Mit dem Kind gemeinsam zur Demo?
An einer Demo teilzunehmen kann Kindern helfen, ihre Gefühle zu verarbeiten, indem es etwas für den Frieden tut. „Das kann ein Kind aber auch, indem es Bilder malt, Briefe schreibt – oder in Hilfeaktionen eingebunden wird.“
Siehe auch: https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/kinder-krieg-erklaeren-100.html
In jedem Fall sollten Eltern nicht versuchen über den Krieg zu schweigen oder ihn auszublenden. Damit lässt man die Kinder alleine mit ihren Fragen und Sorgen. Es kommt letztendlich auf viel Feingefühl an, den richtigen Mittelweg zu finden. Eltern und Multiplikatoren wird geraten, die Lage eher etwas weniger dramatisch darzustellen als „den Teufel an die Wand zu malen“, indem beispielsweise über einen möglichen Krieg in ganz Europa spekuliert wird. Dadurch würde man die sowieso schon großen Sorgen nur noch größer werden lassen. Natürlich macht das Alter des Kindes einen großen Unterschied. Mit Jugendlichen kann über Krieg rational und offen gesprochen werden, mit einem fünfjährigen Kind geht das nicht.
Siehe auch die Informationsseite der Fachstelle Medienbildung. Viele der ausgewählten Angebote befassen sich aktuell mit dem Krieg in der Ukraine und geben Tipps und Infos wie Kinder und Jugendliche durch diese schrecklichen Situation begleitet werden können. https://medienbildung.majo.de/information-und-hilfe/
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